Helau, Alaaf – und Moin. Wie der Norden den Karneval (nicht) feiert
- Sascha Brandt
- 11. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Karneval im Norden – das ist ungefähr so, als würde man in Köln einen Schweigemarsch veranstalten. Während unten im Rheinland die Jecken seit dem 11.11. wieder mit Konfetti werfen, sich gegenseitig „Bützje“ geben und spätestens im Februar kollektiv ausrasten, zuckt der durchschnittliche Norddeutsche nur leicht mit der Schulter. Vielleicht ein leichtes Nicken. Höchstens.
Denn hier oben zwischen Deich, Sturmflut und Zurückhaltung, pflegt man andere Traditionen. Man verkleidet sich ungern, und wenn – dann höchstens als Schützenkönig. Der Gedanke, freiwillig in einem Clownskostüm durch die Gegend zu ziehen, löst im Norden nicht Euphorie aus, sondern die berechtigte Fragen: „Warum sollte man das tun?“
Karneval, das ist für viele Norddeutsche eine Art Naturphänomen – ähnlich wie ein Sandsturm in der Wüste. Man weiß, dass es existiert, aber man bleibt lieber drinnen, bis es vorbei ist.
Und doch: Es gibt sie auch hier, die heimlichen Jecken. Menschen, die sich im Februar heimlich nach Köln begeben, „nur mal gucken“, und dann drei Tage später ohne Stimme, aber mit Glitzer in den Ohren zurückkehren. Sie werden hier nicht gesteinigt oder gehängt. Aber man redet nicht drüber. Wie über das zweite Stück Kuchen oder das eine Lied von Michael Wendler in der eigenen Playlist.
Was soll das?
Durch die Stadt ziehen, feiern und Spaß haben. Das klingt doch grundsätzlich nach ner guten Idee. Aber dann diese albernen Kostüme - was soll das?
Und dann noch im Winter? Wozu dann ein Kostüm, wenn es eh unter dem Wintermantel verschwindet?
Nein, liebe Karnevalisten, das muss nicht sein. Klar, wir in Norddeutschland kennen uns mit schlechtem Wetter aus, aber genau deshalb finden solche Veranstaltungen bei uns nicht statt. Und dann auf jedem Sender der öffentlichen-rechtlichen diese Reden von Bernd Stelter, Kramp-Karrenbauer, Henrik Wüst und den anderen Comediennes.
Ich bin ehrlich, ich weiß nicht einmal wo Helau anfängt und Allaaf aufhört - daher freue ich mich schon aufs nächste Fischbrötchen, dick eingepackt am Strand von Sankt-Peter-Oerding und heimlich summe ich AnnenMayKantereit:
"Da, wo mer zosamme groß jeworde sin, da
Ziehen mer alle irgendwann wieder hin
Damit die Kinder, die mer krieje könn
Alle in Kölle jebore sin"




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